Medienanalyse Weblogs

1. Definition
Die Medienanalyse Weblogs ist eine spezielle Form der Medienanalyse Internet. Sie bedient sich ebenfalls inhaltsanalytischer Verfahren – angepasst an die Spezifika der Darstellungsform (vgl. Umsetzung): Ein Weblog, abgekürzt Blog (Kunstwort aus Web „Netz“ und Log von lat.: logeum „Archiv“), ist ein digitales Journal im world wide web, das von einem oder mehreren Autoren mit Beiträgen aktualisiert wird. Diese erscheinen in umgekehrter chronologischer Reihenfolge (aktuellste zuerst). Der Schreibstil ist persönlich, kommentierend und eher umgangssprachlich. Hervorzuheben sind Schnelligkeit, hoher Verlinkungsgrad zu anderen Blogs, spezifische Themengruppen sowie eigene, nicht zwingend journalistische Qualitätskriterien (hauptsächlich Austausch von Informationen, Gedanken, Kommentaren und Erfahrungen).

2. Anwendungsbereiche
Die Analysen von Blogs können (wie bei der Medienanalyse Internet) zwei Ziele verfolgen:

1) Analyse „externer“ Weblogs als Teilbereich des Issues Managements. Im Fokus stehen dabei vorwiegend einzelne Beiträge oder spezielle Themenblogs. Es soll erforscht werden, wer sich wie mit der beobachtenden Organisation befasst oder mit Themen auseinandersetzt, die die beobachtende Organisation betreffen oder betreffen können.

2) Analyse „eigener“ Weblogs, um a) die Ausrichtung der Inhalte an den Kommunikationszielen zu ermitteln, b) um Qualität und Quantität von Kommentaren und Vernetzungen (Trackbacks) zu ermitteln und c) um die Wahrnehmung der Inhalte bei den Nutzergruppen zu erforschen (z. B. bezüglich Authentizität, Glaubwürdigkeit, Relevanz). Hier kommen u.a. Methoden, wie Befragungen oder Usability-Tests zum Einsatz.

3. Umsetzung
Die Medienanalyse oder das Monitoring von Blogs bzw. sogenanntem „User Generated Content“ ist durch die schnelle Verbreitung von Themen, Meinungen, Kommentaren und deren individuelle Entwicklung relativ aufwändig. Es entstehen große Datenmengen. Rechtschreibfehler in den Beiträgen und Kommentaren, communityspezifische Ausdrücke und Abkürzungen erschweren eine automatische Inhaltserkennung. Entwicklungspotenzial besteht darüber hinaus für Podcasts und Vodcasts. So sind sowohl Mehrdimensionalität und Multimedialität von Informationen (Sprache, Sound, Bild und Film) als auch Tonalität der zum Teil sehr persönlichen Beiträge bei der Erstellung des Code-Buchs zu berücksichtigen. Verschiedene Dienstleister haben mittlerweile Monitoring-Tools entwickelt, die zeitnah valide systematische Analysen ermöglichen. Eingesetzt werden komplexe Server-Systeme mit speziellen Software-Algorithmen und Spider-Technologien. Nach der Sammlung orientiert sich die Auswertung an der Medienanalyse Internet bzw. Medienanalyse Print.

4. Kennziffern

  • Positive/negative/neutrale Äußerungen
  • Reichweite / Nutzerzahlen
  • Verweildauer
  • Verlinkungsgrad
  • Zahl der Kommentare
  • Anzahl Trackbacks
  • Tags / Tagwolken

5. Dienstleister
Aserto, Hannover
Ausschnitt Medienbeobachtung, Berlin
Business Wire Europe, Frankfurt/Main
convento, Neuss
ethority, Hamburg
FORSA BrandControl, Frankfurt/Main
General Media, Berlin
GESO, Bodenheim
GfK, Nürnberg
Ipsos, Hamburg / Mölln / Nürnberg
Kantar Media, Hamburg
Landau Media Monitoring, Berlin / Bochum
mediaclipping, Bremen
PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin
pressrelations, Düsseldorf
spring, Saarlouis
TNS Infratest, München / Bielefeld

Tools:
Blogpulse
Technorati
Seekport

6. Weiterführende Links
www.prblogger.de - Die Welt der Corporate Communications. Weblog von Klaus Eck, Kommunikationsberater.

Zerfaß, Ansgar (2006): Corporate Blogs - Einsatzmöglichkeiten und Herausforderungen. [PDF, 184 KB]

7. Weiterführende Literatur
Paine, Katie D. (2007): Measuring Public Relationships, Berlin (NH).

Mathes, Rainer/Zerfaß, Ansgar (2010): Medienanalysen als Steuerungs- und Evaluationsinstrument für die Unternehmenskommunikation. In: Pfannenberg, Jörg/Zerfaß,Ansgar (Hrsg.): Wertschöpfung durch Kommunikation. Kommunikations-Controlling in der Unternehmenspraxis. Frankfurt/Main: Frankfurter Allgemeine Buch, S. 98-112.

Zerfaß, Ansgar (2005): Weblogs als Meinungsmacher. Neue Spielregeln für die Unternehmenskommunikation. In: Bentele, Günter / Piwinger, Manfred / Schönborn, Georg (Hrsg.): Kommunikationsmanagement (Loseblattwerk), Neuwied.

Zerfaß, Ansgar / Boelter, Dietrich (2005): Die neuen Meinungsmacher. Weblogs als Herausforderung für Kampagnen, Marketing, PR und Medien. Graz.

Zerfaß, Ansgar / Hartmann, Bernd (2005): The Usability Factor: Improving the Quality of
E-Content. In: Bruck, Peter A. / Buchholz, Andrea / Karssen, Zeger / Zerfaß, Ansgar (Hrsg.): E-Content – Technologies and Perspectives for the European Market. Berlin/Heidelberg/New York.

Zerfaß, A., Welker, M., & Schmidt, J. (Eds.) (2008). Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Band 1: Grundlagen und Methoden: Von der Gesellschaft zum Individuum [Communication, participation and effects of the social web. Volume 1: From society to the individual]. Köln: Herbert von Halem Verlag.

Zerfaß, A., Welker, M., & Schmidt, J. (Eds.) (2008). Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Band 2: Strategien und Anwendungen: Perspektiven für Wirtschaft, Politik, Publizistik. [Communication, participation and effects of the social web. Volume 2: Perspectives for business, politics and the media]. Köln: Herbert von Halem Verlag.

8. Fallbeispiele

Bitte senden sie uns zu diesem Thema Kurztexte ihrer Projekte in gleicher Struktur wie die vorhandenen Fallstudien sowie weitere Informationen (pdf oder links) zur eingesetzten Methodik in möglichst ausführlicher Darstellung.
Kontakt: redaktioncommunicationcontrolling.de


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